Der Dickdarmkrebs

von Dr. Norbert Sijben11.Oct.2002
Der Kampf gegen den Dickdarm kann jetzt gewonnen werden!
Die Wichtigkeit der Früherkennung! Teilnehmen ist (fast) alles.
Oder, weil Du nachlässig bist, mußt Du früher sterben?

Seit Ende 2002 können sich endlich alle gesetzlich Krankenversicherten(GKV-Patienten), die 56 Jahre geworden sind, mit einer Darmspiegelung untersuchen lassen um Vorstufen und Frühformen des Dickdarmkrebses (Kolorektales Karzinom) rechtzeitig zu erkennen. Diese Untersuchung kann nach 10 Jahren noch ein zweites Mal in Anspruch genommen werden, denn der Dickdarmkrebs kommt nicht plötzlich über Nacht; er hat eine jahrelange Geschichte, die im Dunklen liegt; meist liegt vorher ein Polyp vor, der entartet.

Der bisherige Anspruch auf die jährliche Durchführung eines Schnelltestes auf verborgenes Blut im Stuhl (z.B. Hämocculttestes ) ab dem 45. Lebensjahr bleibt bestehen.

Der Dickdarmkrebs ist ein Krebs des Alters und der zweithäufigste Tumor bei Männern und Frauen.(An erster Stelle liegt bei den Frauen der Brustkrebs, bei den Männern durch das häufigere Rauchen der Bronchialkrebs.)

Die Häufigkeit des Darmkrebses nimmt in der Bevölkerung ab dem 45 bis 50sten Lebensjahr stark zu. Bei den früher auftretenden handelt es sich meistens um die sehr seltenen erblichen Formen.

Ursachen werden von den Wissenschaftlern neben einer genetischen Veranlagung in den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der westlichen zivilisierten Welt gesehen; vor allem auch in Überernährung gepaart mit Bewegungsarmut, ohne dass man einzelne Faktoren beweisen konnte. Es gibt viele widersprüchliche Studien u.a. hinsichtlich der negativen Auswirkung roten Fleisches und der vorbeugenden pflanzlicher Nahrung.
Interessant ist auch die Erkenntnis, dass häufige Darminfektionen in Ländern mit geringem hygienischem Standart
eine schützende Funktion zu haben scheint.
Eine ballaststoffreiche Ernährung soll schützend wirken; aber selbst darüber sind die Bücher laut Dr. Maria E. Martinez vom Arizona Krebszentrum in Tuscon/USA nicht geschlossen.

"Prüft man die Zusammenhänge in prospektiven Studien, so gibt es keinen einzelnen Inhaltsstoff, der eindeutig die Entstehung des Kolonkarzinoms fördert oder vor Darmkrebs schützt" (Fazit von Prof. John L. Rombeau, Philadelphia, USA).

Am Darmkrebs erkranken in Deutschland jährlich ca. 57 000 Patienten neu.

Für die Durchschnittsbevölkerung beträgt das Lebenszeitrisiko 6% an einem kolorektalem Karzinom zu erkranken.

Zum Diagnosezeitpunkt haben z.Zt. mehr als 50% der Patienten schon Lymphknoten- oder Fernmetastasen.

"Bei der Hälfte dieser Patienten führen auch ausgedehnte Operationsverfahren nicht zum Erfolg.

Zur Verbesserung der Lebensaussichten sind Folgebehandlungen- Chemotherapie und/oder

Bestrahlung- erforderlich. Dadurch muß sich der Patient in regelmäßigen Abständen einer oft belastenden Nachbehandlung unterziehen" (Prof. Moschinski, Chefarzt der Chirurgie des Kreiskrankenhauses Dormagen).

30 000 Menschen versterben jährlich an diesem Krebs. (www.krebs-nrw.de)

Dies muss nicht sein, man kann schon durch die bisherige Früherkennung:

Austastung des Enddarmes und einem Test auf verborgenes Blut, diese Zahlen deutlich senken, bis zu 30%, denn "Patienten, die in einem frühen Stadium des Dickdarmkrebses operiert werden, kann man mit diesem Eingriff heilen" (Prof.Moschinski).

Denn Blut im Stuhl kann ein Frühzeichen des Krebses sein; durch mechanische Reizung der Kotsäule an der empfindlichen krebsig veränderten Dickdarmschleimhaut kommt es zu Verletzungen.

Daneben finden sich allmählich veränderte Stuhlgewohnheiten, wie Verstopfung, teilweise schafskotähnlich, manchmal abwechselnd mit plötzlichen Durchfällen sowie Blähungen und übelriechenden Winden.

Aber warten Sie nicht auf diese Beschwerden!

Es gilt Blutungen schon frühzeitig festzustellen, vor allem bevor man sie mit dem bloßem Auge sieht; denn dann ist es häufig schon sehr spät, manchmal auch zu spät: Der Darmkrebs kann die Darmwand durchbrochen haben und Tochtergeschwülste (Metastasen) gesetzt haben.

Es heißt, jedes Blut im Stuhl in der zweiten Lebenshälfte ist solange krebsverdächtig bis das Gegenteil bewiesen ist, auch wenn Hämorrhoiden vorliegen!

Bevor man das Blut mit dem Auge erkennt, kann man geringe Mengen verborgenes Blut mit einem Testbriefchen, auf dem Stuhl aufgetragen wird, durch eine chemische Reaktion nachweisen. Diesen Test hat jeder Hausarzt vorrätig und sollte von jedem, auch wenn in der Familie keine Krebshäufung vorliegt, ab dem 45-sten Lebensjahr jährlich wiederholt werden. Leider nehmen an dieser Früherkennung nur 34% der berechtigten Frauen teil, bei den Männern sind es nur traurige 14%!!!

Obwohl diese einfache Untersuchung schon ein Riesenfortschritt ist, muß klar gesagt werden:

Die Effektivität ist begrenzt.

Fällt der Test positiv aus, kann schon Krebs vorliegen!

Bei über 40% der Frühkarzinome spricht der Test nicht an!

Der Grund dafür ist, dass Polypen nur manchmal bluten.

"Mit dem Hämoccult-Test kann die Mortalität(Sterblichkeit) infolge kolorektaler Karzinome über einen Zeitraum von 11 bis 15 Jahren um 13 bis 30% gesenkt werden"
(2 neue Studien lt. Deutsches Ärzteblatt vom 7.2.2003)

Bei familiärer Belastung oder bestimmten Formen von Darmentzündungen (ca. 15% der Bevölkerung) untersucht man schon Jahre früher mit einer Spiegelung den gesamten Dickdarm (Koloskopie) ob Vorstufen (Polypen oder Adenome) bzw. eine beginnende krebsige Umwandlung der Schleimhaut vorliegen.
Ist ein naher Verwandter betroffen gewesen, z.B. Vater oder Mutter, sollten sich die Kinder schon 10 Jahre früher koloskopiern lassen als es das Alter war bei der Entdeckung des Tumors bei dem Elternteil.

Diese Koloskopie ist eigentlich für unsere gesamte Bevölkerung schon früher als mit 56 Jahren, zumindest ab 50 Jahre sinnvoll und (lebens)wichtig, denn wenn Vorstufen wie Polypen vorliegen, werden diese in einem noch gutartigem Stadium, in der Regel während der Untersuchung, entfernt und man hat einige Jahre Ruhe. Die Dickdarmspiegelung stellt die effektivste Früherkennungsmethode dar; bei konsequenter Durchführung mit Entfernung der Dickdarmpolypen könnte der Dickdarmkrebs mit einer über 95% igen Wahrscheinlichkeit vermieden werden.

Wird kein Polyp oder andere Vorstufen des Krebses gefunden, empfehlen die Fachleute eine Kontrolle meist in 5 bis 10 Jahren, denn solange dauert es bis ein Polyp heranwächst, der ja potentiell zu einem Krebs entarten kann.

Warum sich bei manchen Menschen Polypen entwickeln, kann bis heute kein Wissenschaftler erschöpfend erklären.

Leider wird die Koloskopie als optimale Screeningmethode zur Frükerkennung auf Grund der knappen Kassen erst ab 56 Jahre von den Krankenkassen angeboten und die nächste frühestens 10 Jahre später.

Auf Grund der statischen Zahlen ist zu empfehlen, die Untersuchung schon früher und auch in einem etwas kürzeren Abstand- notfalls auf eigene Kosten- durchführen zu lassen. Das Geld wird häufig für wesentlich unwichtigere Dinge ausgegeben, z.B. für eine Metallic-Lackierung des PKW`s. Aber macht diese das Fahrzeug sicherer?

Jedoch, eine frühzeitige Koloskopie kann Leben retten; sie bringt Licht in das Dunkel des Darmes.

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