Zehn Jahre Praxisnetz Dormagen - eine Erfolgsgeschichte

Das Praxisnetz Dormagen5.Nov.2010

Im November 2000, in einer Zeit, in der erst wenige Praxisnetze bundesweit bestanden, gründeten neun Dormagener Ärzte das Praxisnetz Dormagen. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, die Qualität der ambulanten medizinischen Versorgung durch Koordination der fachübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärzten zu verbessern. Chris Stoffels von der NGZ titelte seinerzeit: „Kooperation zum Wohle der Kranken - aus den „Halbgöttern in Weiß“ werden Teamworker im Dienste der Gesundheit.“

Dass dieses Ziel mehr als erreicht wurde, zeigt sich auch an der stark gewachsenen und weiter zunehmenden Mitgliederzahl: Heute zählen wir 70 Ärztinnen und Ärzte, nicht nur aus Dormagen, sondern auch aus Neuss, Rommerskirchen und dem Kölner Norden. Unsere Mitglieder sind Allgemeinmediziner und Internisten mit eigenen Praxen oder Praxisgemeinschaften, aber auch Spezialisten wie Lungenfachärzte, Kinderärzte, Chirurgen, Frauenheilkundler, Orthopäden, Onkologen und Ärzte für die Bereiche Hals-Nasen-Ohren, Augen und Kieferchirurgie. Wir Ärzte schätzen die kollegiale und freundschaftliche Zusammenarbeit im Netz, um unsere Patienten zielgerichtet, schnell und optimal versorgen zu können.

Meilensteine:
• 2001 Entwicklung und Einsatz eines speziell auf die Bedürfnisse des Praxisnetzes zugeschnittenen Internetportals: www.praxisnetz-dormagen.de. Mit diesem informieren wir Patienten nicht nur über das Leistungsspektrum der einzelnen Ärzte, sondern auch z. B. über Notdienstzeiten der Apotheken, über die Presseresonanz zu unseren Aktivitäten und aktuelle Gesundheitsthemen, zurzeit Grippeschutzimpfung. Gleichzeitig stellt die Website für die Ärzte ein wichtiges Instrument dar zum internen Informationsaustausch: So gibt es etwa ein Forum, in dem zeitnah aktuelle Themen diskutiert werden können. Auch können gemeinsam Termine wie Urlaubsvertretungen oder Fortbildungen geplant werden. So nutzen wir zeitunabhängig die Vorteile einer modernen Kommunikationsplattform.
• 2003 Gründung eines Schulungsvereins für Diabetiker, koronare Herzkrankheiten und chronisch Lungenkranke unter der Leitung unserer Mitglieder Dr. Ulrich Kortmann und Stefan Manitz.
• Einrichtung einer zentralen Notfallpraxis am Krankenhaus im Jahre 2005 unter der Leitung des zweiten Vorsitzenden Dr. Peter Tosetti. Seitdem müssen die Patienten nachts nicht mehr im Stadtgebiet umherfahren und die diensthabende Praxis suchen.
• In 2008 Gründung eines Palliativnetzwerkes für Schwerkranke mit begrenzter Lebenserwartung und dem Anspruch, möglichst vielen dieser Menschen ein würdevolles Sterben in häuslicher, vertrauter Umgebung zu ermöglichen. Dabei werden nicht nur Leid und Schmerz verringert, sondern auch eine psychische Betreuung der Kranken und Angehörigen geleistet, um das Leben auch in dieser Phase noch lebenswert zu gestalten. Schon ein Jahr später wurde das Ambulante Palliativzentrum unter der Leitung unseres Mitgliedes Dr. Udo Kratel im Rahmen des Innovationskongresses der Kassenärztlichen Vereinigung mit einem Preis der nordrheinischen Ärzteschaft gewürdigt.
• Als gemeinnütziger Verein wurden Mitgliedsbeiträge, die Dr. Peter Berghausen professionell verwaltet, verwendet, um jährlich gesundheitsrelevante Anstrengungen zu unterstützen, z.B. die Öffentlichkeitsarbeit der Diabetes-Selbsthilfegruppe, den Bewegungspark in Straberg mit Sportgeräten oder die Neueinrichtung eines Krankenhauses in Rumänien, das unsere Mitglieder Prof. Czygan und seine Ehefrau, eine ehemalige Kardiologin aus Neuss, dort errichtet haben. Unterstützung erhielten ferner die Malteser und auch das Raphaelshaus für therapeutische Gruppen und therapeutisches Reiten.
• 2009 wurde Dr. Norbert Sijben, Pressesprecher des Praxisnetzes, mit Unterstützung der Dormagener Ärzte in die Ärztekammervollversammlung Nordrhein berufen, um diese dort zu vertreten.
• 2010 zog der Internist Ekkehard Höveler, Vorsitzender des Praxisnetzes, in die Vollversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein ein. Dies gewährleistet einen raschen Informationsfluss in die Dormagener Ärzteschaft und umgekehrt eine Möglichkeit für Dormagener Ärzte, sich in die „großen“ gesundheitlichen Arbeitsfelder einzubringen, ob im medizinischen oder im gesundheitspolitischen Bereich.

Lokales Engagement
Durch Schulungen haben wir ein ständiges Qualitätsmanagements in Arztpraxen eingeführt. Zusätzlich finden regelmäßige Qualitätszirkel zur Fortbildung von Ärzten/innen und Mitarbeiter/innen statt. Mit dem Projekt „Gesund macht Schule“ vermitteln wir zudem unter Leitung von Frau Dr. Annette Herbertz bereits in der Schule Gesundheitserziehung und informieren die Dormagener Bevölkerung kontinuierlich über gesundheitliche Schwerpunktthemen von A(sthma) bis Z(ucker). Des Weiteren konnten wir erreichen, dass nach dem Weggang des niedergelassenen Röntgenologen, ambulantes Röntgen und Computertomographie im Dormagener Krankenhaus möglich wurden und den Patienten so lange Fahrten in die umliegenden Großstädte erspart blieben.

Auf unser Bestreben hin wurde für Großschadensereignisse, insbesondere bei der hier ansässigen chemischen Industrie, ein direkter Kommunikationskanal von CHEMPARK, INEOS und Feuerwehr zu den Ärzten eingerichtet: Über den internen Bereich unseres Online-Portals erhalten wir auf schnellstem Wege Informationen über Giftstoffe und etwaige Gegenmaßnahmen.

Gesundheitspolitisches Engagement
Nicht zuletzt sind wir auch bei gesundheitspolitischen Themen aktiv. Wie bei den ersten Großdemonstrationen deutscher Ärzte 2006 in Berlin und anderen Metropolen setzen wir uns immer wieder mit medienwirksamen Aktionen für eine leistungsgerechte Honorierung in der ambulanten Medizin ein, damit junge Ärzte es auch weiterhin wagen, sich in kleineren Städten und auf dem Land niederzulassen. Nur so kann eine wohnortnahe Versorgung der alten und immobilen Patienten sichergestellt werden. Mehrfach gelang es uns bei diesen Gelegenheiten mit Bundespolitikern ins Gespräch zu kommen und Ihnen die Probleme im Gesundheitssystem darzustellen, die wir vor Ort tagtäglich erleben.

Außerdem befürworten wir einen freien Arztberuf und richten uns gegen medizinische Zentren, in denen Profit von Kapitalgesellschaften oberste Maxime ist und sich Ärzte diesem Ziel unterordnen müssen. Auch wollen wir das Arzt-Patientengeheimnis bewahren und richten uns mit dem Slogan „Stoppt die e-Card!“ gegen eine zentrale Datenspeicherung; die Hoheit über persönliche Daten muss bei den Patienten bleiben.

Wenn in anderen Gemeinden eine Praxisnetzgründung geplant wird, steht das Praxisnetz bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite, indem es über seine Erfahrungen berichtet. In der Kreisgesundheitskonferenz und im Dormagener Integrationsrat ist das Praxisnetz als beratendes Mitglied vertreten.

Am 6. November werden die Mitglieder das zehnjährige Bestehen des Praxisnetzes Dormagen mit einem Essen und einem Rückblick feiern. Ende des Jahres stehen neue Vorstandswahlen an. Einige der „Alten“ werden dann in die zweite Reihe zurücktreten und die jüngere Ärztinnen und Ärzte dabei unterstützen, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, damit die Patienten in Dormagen auch in Zukunft gut - vielleicht sogar ein bisschen besser als anderswo - versorgt werden.


Dr. Norbert Sijben
(Pressesprecher des Praxisnetzes Dormagen)




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