Keine Röntgenpraxis mehr in Dormagen

Das Praxisnetz Dormagen2.Jun.2009

Wohnortnahe Versorgung gefährdet,
Ende des Jahres keine Röntgenarztpraxis in Dormagen ?


Die Dormagener Ärzte im Praxisnetz sind besorgt, weil im Laufe des Jahres die Röntgenärzte ihren Praxissitz aus wirtschaftlichen Gründen in andere Städte verlagern bzw. in den verdienten Ruhestand gehen.

Unsere Patienten werden deshalb in Zukunft lange Fahrwege für eine schnelle Basisdiagnostik, wie z.B. Röntgenuntersuchung der Lunge oder Ausschluss von Frakturen, in Kauf nehmen müssen.

Auf diesen Missstand hat der Vorstand des Praxisnetzes bereits vor Monaten bei den zuständigen Entscheidungsträgern hingewiesen, in der Hoffnung, damit die drohende med. Unterversorgung besonders der älteren Patienten zu verhindern.

Laut Auskunft der Bezirksregierung ist es jedoch den Patienten zumutbar, dass sie in die nahegelegenen Städte wie Neuss, Düsseldorf oder Köln fahren müssen.

Selbst bei 30 km Entfernung läge noch kein Bedürfnis für die Patientenversorgung vor um z.B. als Notbehelf eine teleradiologische Diagnostik zu genehmigen.
Dies habe ein Verwaltungsgericht in einem konkreten Fall entschieden.

Das Krankenhaus Dormagen hat keine Kassenarztzulassung und auch nicht die räumliche und personelle Ausstattung zur Durchführung einer ambulanten
Routine-Röntgendiagnostik.
Selbst bei Zulassung für die ambulante Röntgendiagnostik wäre periphere Lage des Krankenhauses ein großer Nachteil, weil es mit öffentlichen Verkehrsmitteln wesentlich umständlicher zu erreichen ist als eine Praxis im Zentrum Dormagens.




Weitere Verlegungen von Facharztpraxen in med. Versorgungszentren außerhalb Dormagens werden z. Z. von interessierter Seite als Ziel verfolgt.
Damit bestätigen sich die Befürchtungen der Praxisnetzärzte, dass die wohnortnahe ambulante Versorgungsqualität der Patienten gefährdet ist, weil kapitalgeführte Versorgungszentren (MVZ) und Krankenhausketten, die zum Teil von großen Konzernen finanziert werden, in den „Gesundheitsmarkt“ drängen.

Wie soll da der einzelne Arzt noch unabhängig bleiben?
Wird er nicht immer mehr in die wirtschaftlichen Zwänge eines Konzerns eingespannt und verliert schleichend das Wohl der Patienten aus dem Auge?

Der Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung teilte uns wörtlich mit:
„Diese Konzentration der Versorgung wurde und wird von der Politik unter den Aspekten der Effizienzsteigerung und des Wettbewerbs in der Versorgung mit Nachdruck gefordert und durch gesetzliche Maßnahmen gezielt gefördert.“

Die Dormagener Ärzte werden deshalb am 17.Juni ihre Praxen schließen und die Patienten über den Umbruch in der Medizinlandschaft informieren und sie auffordern vor der nächsten Bundestagswahl die Kandidaten zu befragen wie sich „Therapie des kranken Gesundheitssystems“ vorstellen.

Dr. Norbert Sijben

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