Boykott der neuen Kartenlesegeräte und des "Basis Rollout"

Das Praxisnetz Dormagen19.Mar.2009
Zons, den 12.03.2009

Pressemitteilung:
Ärzte des Praxisnetzes boykottieren die neuen Lesegeräte für die E-card - Ärztekammer ruft dazu auf


Die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung unter der Führung des
KV-Chefs Leonhard Hansen haben beschlossen die neue Elektronische Versicherternkarte (E-card) einzuführen. Alle Versicherten erhalten jetzt eine lebenslang gültige „Personenkennziffer“.
Die neue Karte wird bei über 14-jährigen mit einem Foto versehen.

Als Voraussetzung für die Nutzung der E-card sind auch neue Lesegeräte in den Arztpraxen notwendig. Diese sollen nun in den Praxen installiert werden (Basis-Rollout).

Die Dormagener Ärzte unterstützen den Aufruf der Ärztekammer Nordrhein diesen
Basis-Rollout zu boykottieren und keine neuen Lesegeräte anzuschaffen.
Auch die Vertreter der Ärzte in der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein haben mehrfach diese E-Card abgelehnt; aber der Chef Hansen hat sich einfach darüber hinweggesetzt. Mehrheitsbeschlüsse interessieren ihn anscheinend nicht.

Hintergrund des Boykotts ist die Funktion der neuen E-card: Politiker und Krankenkassen wollen, dass in Zukunft die Krankheitsdaten der Patienten (Arztbriefe, Diagnosen, vererbte Erkrankungen und verordnete Medikamente) außerhalb der Arztpraxis gespeichert werden.

Was die Patienten aber nicht wissen:

auf der Karte wird fast nichts gespeichert! Die Karte dient als Schlüssel zu einem gigantischen Computernetzwerk, dem sich künftig alle Arztpraxen, Zahnärzte, Krankenhäuser, Apotheken, Psychotherapeuten, alle ca. 300 Krankenkassen, Krankengymnasten, Sanitätshäuser und viele weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens anschließen müssen. Dies bedeutet, dass schätzungsweise bis zu 2 Millionen Menschen aus dem gesamten Gesundheitsbereich Zugriff auf die Krankheitsdaten erhalten werden.

Wer von den Patienten will dass in Zukunft ihre Krankheitsdaten, z. B. AIDS, Krebs, Diabetes, Potenzprobleme oder Nervenzusammenbruch nicht mehr unter der Schweigepflicht Ihres Arztes liegen, sondern in zentralen Computern mit Internet-Anbindung gespeichert werden?
Wem sind nicht die Skandale um die illegalen Zugriffe auf große Datenbanken in Erinnerung?
Die neue elektronische Gesundheitskarte ist eine Mogelpackung. Bürger, Ärzte und Patienten, werden getäuscht.
Das ganze Projekt ist unsinnig, teuer und gefährlich. Und die Versicherten zahlen dafür auch noch die Rechnung. Mindestens 1070 € für jede Praxis, dabei reicht doch schon das Geld für die Behandlung der Patienten nicht aus!
Gläserne Bürger? Nein Danke! Über ihre Krankheitsdaten sollen die Patienten selbst verfügen, z.B. auf der Versichertenkarte oder auf einem mitführbaren kleinen Computerstick.
Die Dormagener Ärzte werden diese neuen Lesegeräte zunächst nicht installieren und bitten die Patienten dringend die alten Versichertenkarten zu behalten.
Noch ein interessanter Hinweis des Magazin Focus unter der Überschrift:
Kassen müssen um Fotos betteln
Scheut ein Versicherter den Aufwand oder sendet ein unbrauchbares Bild, haben die Unternehmen keine Handhabe. Beim GKV-Spitzenverband heißt es: "Wir wissen um das Problem, es ist ein großes Problem." Sanktionen gebe es nicht, auch Anreize seien rar, weil Versicherte nicht unmittelbar Vorteile spürten.


Dr. Norbert Sijben
(Pressesprecher des Praxisnetzes)





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