Ärztehaftung für steigende Arzneimittelkosten. Wohin führt der Weg?

Das Praxisnetz Dormagen20.Dec.2005


Ärztehaftung für steigende Arzneimittelkosten. Wohin führt der Weg?

-Medikamenteneinsparung bedroht die Gesundheit unserer Patienten-

Unsere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt plant, Hausärzte noch stärker als bisher für die steigenden Arzneimittelkosten haftbar zu machen. Diese schon seit vielen Jahren bestehende Drohung hat nun ein konkretes Gesicht bekommen.

Bei einer Budgetüberschreitung von 5 bis 10 Prozent haftet der Arzt mit 20% der Summe, bei 30 % über Budget muß er 30 % bezahlen, bei einer Überschreitung von mehr als 30 % muß der verordnende Arzt 50 % aus eigener Tasche bezahlen.

Diese Verfahrensweise wird damit begründet, dass der Hausarzt, der sein Budget nicht einhält, unwirtschaftlich arbeitet.

Welchen Vorteil hat ein Arzt, wenn er sein Budget überschreitet ? Kann er dadurch mehr Patienten binden und damit seine Einnahmesituation verbessern ?

Die eindeutige Antwort lautet nein.

Mehr Patienten erhöhen ausschließlich die Kosten, da ein festes Budget (Individualbudget) die Einnahmemöglichkeiten der Ärzte begrenzt. Eine Verbesserung seiner Einnahmesituation ist dadurch jedenfalls nicht möglich!

Dank moderner EDV weiß jeder Hausarzt wann sein Individualbudget erfüllt ist und wann sein Medikamenten-Verordnungsvolumen erschöpft ist. Häufig ist dies, bei mittelgroßen und größeren Praxen, bereits nach 2 Monaten im Quartal der Fall.


Kann er oder muss er nicht sogar, allein aus ethischen Gründen, die aus seiner Sicht notwendigen Medikamente weiter verordnen?

Falls dies so sein sollte, wie lange können die durch Regress bedrohten Ärzte, dem wirtschaftlichen und politischen Druck noch standhalten?

Angesichts der immer größer werdenden Anzahl chronisch Kranker und der deutlich gestiegenen Lebenserwartung, haben wir einen immens gestiegenen und weiter anwachsenden
Medikamentenbedarf.

Viele Tumorerkrankungen sind heute besser behandelbar als noch vor 10 Jahren. Nach überstandener Akuttherapie ist meist eine jahrelange Dauertherapie erforderlich,
die die Lebenserwartung deutlich steigert.
Diabetiker und Atemwegserkrankte können dank einer ausgeklügelten Kombinationstherapie beschwerdefrei und mit hoher Lebensqualität dauerhaft und meist ohne Einschränkung leben.
Herzkranzgefäßverengungen können, sofern rechtzeitig erkannt, durch Implantation hochwertiger Stents und nachfolgender teurer Blutverdünnung sowie medikamentöser Einstellung des Blutdrucks und Cholesterinsenkung, praktisch geheilt werden.

Thromboseprophylaxe verhindert die früher so gefürchteten Embolien nach Operationen und bei langer Immobilisation.

Die vielfältigen Erkrankungen unserer älteren Patienten werden derzeit aus Kostengründen noch völlig unzureichend behandelt.
Stichworte: Osteoporose-, Schmerz- und Demenztherapie

Eine weitere Begrenzung der medikamentösen Versorgung hätte wahrscheinlich schwerwiegende Folgen.

So ist nicht nur mit einer deutlichen Verschlechterung unserer Lebensqualität zu rechnen sondern auch gut behandelbare Krankheiten werden in vielen Fällen ohne entsprechende Therapie bleiben und dies mit allen Konsequenzen.




Dr. med U. Kortmann
Arzt für Allgemeinmedizin
Ulmenallee 2 B
41540 Dormagen





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